Finanzsituation der niedersächsischen Krankenhäuser weiterhin kritisch

Umfrage der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft - Lage in Niedersachsen schlechter als im bundesweiten Durchschnitt

Hannover, 06. Januar 2016. Die finanzielle Situation der niedersächsischen Krankenhäuser ist weiterhin kritisch. Das ergab eine aktuelle Befragung von 134 Kliniken.


Die Umfrageergebnisse der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) aus dem letzten Monat (NKG-Indikator 2015) ergab, dass mehr als die Hälfte der Krankenhäuser in Niedersachsen das Jahr 2014 mit einem existenzgefährdenden Geschäftsabschluss beendet hat. Für die ausstehenden Jahresabschlüsse 2015 wird eine weitere Verschlechterung befürchtet.


„Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser in Niedersachsen bleibt damit besorgniserregend“, fasst der Vorsitzende der NKG, Dr. Gerhard Tepe, die Ergebnisse des Indikators zusammen. „Eine Ursache dafür ist der für Niedersachsen geltende niedrige Landesbasisfallwert zur Vergütung von stationären Krankenausleistungen, der deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegt“, so Tepe weiter.


Für die gleichen medizinischen und pflegerischen Leistungen standen den niedersächsischen Krankenhäusern 2015 rund 70 Mio. Euro weniger zur Verfügung, als dies bei einer bundeseinheitlichen Bezahlung der Fall gewesen wäre.


Während im Jahr 2014 die Hälfte der Krankenhäuser keine tragfähigen Ergebnisse erwirtschaften konnten, erwarten im Jahr 2015 aufgrund der vorliegenden Ist-Zahlen der ersten zwei Quartale 2015 erneut nahezu zwei Drittel der Krankenhäuser Betriebsergebnisse, die nicht zukunftsfähig sind. Rund ein Drittel der niedersächsischen Krankenhäuser wird das Jahr 2015 danach mit einem negativen Betriebsergebnis beenden. Insgesamt ist die Lage in Niedersachsen kritischer als die im Rahmen der aktuellen Studie des Deutschen Krankenhausinstituts festgestellte bundesdurchschnittliche Situation.


„Erneut mussten die Krankenhäuser und deren Mitarbeiter mit großem persönlichen Einsatz die Fehler der Vergangenheit ausbaden, damit die Auswirkungen der finanziellen Probleme für die Patienten so wenig wie möglich zu spüren waren“, erläutert Helge Engelke, Verbandsdirektor der NKG. „Das sehen auch die Patienten“.


Mit der aktuellen Umfrage wurden die Krankenhäuser zudem gebeten, eine Einschätzung zu den Auswirkungen des Krankenhausstrukturgesetzes (KHSG) abzugeben. Zum Zeitpunkt der Umfrage waren die Verbesserungen des Gesetzentwurfs durch die verabschiedeten Eckpunkte (vom 5. Oktober 2015) bereits in den Krankenhäusern bekannt.


Nach Einschätzung der Praktiker vor Ort wird das Gesetz weder nennenswerte Verbesserungen für die Qualität der Behandlung noch für das Leistungsangebot in der stationären Versorgung der Bevölkerung mit Krankenhausleistungen bringen. Im Gegenzug steht den Krankenhäusern nach deren Einschätzung aber eine nochmals ansteigende Bürokratisierung bevor.


Laut dem aktuellen NKG-Indikator rechnen trotz zusätzlicher Bürokratieaufgaben durch das KHSG nur knapp ein Drittel der Krankenhäuser in Niedersachsen damit, in den kommenden Monaten die Anzahl der Beschäftigten aufstocken zu können, einen Stellenabbau erwartet noch knapp ein Sechstel. Dies deutet darauf hin, dass die Arbeitsverdichtung in den Krankenhäusern ein Ausmaß angenommen hat, welches nicht mehr gesteigert werden kann.


Für den NKG-Vorsitzenden Dr. Tepe ist wichtig, dass zunehmend auch eine auskömmliche Finanzierung der Investitionskosten durch die Bundesländer in den Fokus rücken muss, um die Zukunft der Krankenhäuser in Niedersachsen nachhaltig zu sichern. „Die gravierenden Versäumnisse dort führen dazu, dass immer öfter Drittquellen (Spenden, Zustiftungen, Ausgleiche aus kommunalen Haushalten, Kredite) zu einer dritten Finanzierungssäule der Krankenhäuser geworden sind. Das vorliegende KHSG beinhaltet dazu überhaupt keine Lösungsansätze“.


„Krankenhäuser benötigen somit nach wie vor Hilfe, um die hochwertige Versorgung ihrer Patienten aufrecht zu erhalten und ihren hochqualifizierten und motivierten Mitarbeitern angemessene attraktive Arbeitsbedingungen bieten zu können“, erläutert Verbandsdirektor Engelke. „Hierzu gehören neben einer guten Bezahlung auch planbare Arbeitszeiten, Aufstiegs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten sowie ein Ende der zunehmenden Bürokratisierung und belastenden Arbeitsverdichtung“.

Weitere Informationen:

  • Dr. Gerhard Tepe, Vorsitzender der NKG (0511) 3 07 63-0
  • Helge Engelke, Verbandsdirektor der NKG (0511) 3 07 63-0
  • Marten Bielefeld, stv. Geschäftsführer der NKG (0511) 3 0763 49

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