Krankenhäuser brauchen Planungssicherheit und faire Finanzierung – nicht nur im Krisenfall

06. Oktober 2020

Krankenhäuser brauchen Planungssicherheit und faire Finanzierung – nicht nur im Krisenfall

Überleben der Kliniken laut NKG maßgeblich von verlässlicher Finanzierung abhängig – Zentralisierungsdebatte hat sich überholt

Hannover. Die Corona-Pandemie zeigt, dass Krankenhäuser in Krisen geraten können, wenn keine Mittel für das Vorhalten von Betten, Schutzkleidung und Personal eingeplant sind. „Die finanzielle Situation der Krankenhäuser ist weiterhin ein ernstes Problem“, sagte Dr. Hans-Heinrich Aldag, Vorsitzender der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) während der Mitgliederversammlung dieses Zusammenschlusses aller Krankenhäuser in Niedersachsen mit insgesamt rund 41.000 Betten.

„In den kommenden vier Jahren wird es entscheidend darauf ankommen, das Finanzierungssystem der Krankenhäuser zu auszugestalten, dass eine Finanzierung von Vorhaltekosten gewährleistet ist”, so Dr. Aldag. Neben einer deutlichen Aufstockung der Investitionen müssen auch die Betriebskosten fair und auskömmlich finanziert werden.

Zugleich machte er deutlich: „Die Corona-Pandemie hat den hohen Stellenwert eines gut funktionierenden Gesundheitswesens und insbesondere einer leistungsfähigen und flächendeckend verfügbaren Krankenhausstruktur erneut aufgezeigt.“ Daher könne und dürfe es in der Debatte um die zukünftige Ausgestaltung des Versorgungssystems nicht vorrangig darum gehen, Krankenhäuser zu schließen und Strukturen zu zentralisieren, wie dies von einigen Professoren publikumswirksam gefordert werde, unterstreicht Dr. Aldag: „Vielmehr müssen die Ziele Qualität, Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit in ein angemessenes Verhältnis gebracht werden. Bei der Ausgestaltung und Weiterentwicklung dieser Ziele sieht sich die Krankenhausgesellschaft als maßgeblicher Partner.“

Im Rahmen der Mitgliederversammlung erläuterte Dr. Aldag, dass während der Krise „sowohl Defizite als auch Weiterentwicklungsbedarfe im Finanzierungssystem der Krankenhäuser sehr deutlich wurden“.

Einer der wichtigsten Punkte sei dabei eine faire Vergütung, welche es den Krankenhäusern ermögliche, ihren unterschiedlichen Aufgabenstellungen gerecht zu werden. „Die Erfahrungen der vergangenen Monate haben gezeigt, dass hier die Kapazitätsvorhaltung von entscheidender Bedeutung ist. Diese muss aber auch bezahlt werden. Hier rudern die Krankenkassen nach anfänglichem Entgegenkommen zu Beginn der Pandemie mittlerweile wieder zurück.

Die Diskussionen über eine Anpassung des Finanzierungssystems werden sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene aktuell geführt“, erläutert der Vorsitzende.

In den Beratungen in der vom niedersächsischen Landtag eingerichteten Enquetekommission „Sicherstellung der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung in Niedersachsen - für eine qualitativ hochwertige und wohnortnahe medizinische Versorgung“ wurde die besondere Bedeutung einer flächendeckenden und gut erreichbaren Krankenhausversorgung in den verschiedenen Versorgungsstufen hervorgehoben. Die NKG bringt sich hier engagiert ein. „Deutlich wurde in den Beratungen, dass es erheblichen Nachbesserungsbedarf bei der Finanzierung, der Digitalisierung und einer angemessenen Investitionsfinanzierung gibt“, berichtet NKG-Verbandsdirektor Helge Engelke, der als Experte in der Enquetekommission mitwirkt. „Das aktuelle Krankenhauszukunftsprogramm kann dabei nur ein erster Schritt sein, um die Investitionskraft der Kliniken zu stärken. Es kommt entscheidend darauf an, dass es gelingt, dies zu verstetigen.“

Wichtig ist Engelke, dass bei allen Diskussionen um die Situation der Krankenhäuser das enorme Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine besondere Aufmerksamkeit verdient. „Diese Menschen sorgen als Überzeugungstäter mit ihrem täglichen Einsatz rund um die Uhr für die Genesung und das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten“, so Engelke: „Durch ein Übermaß an Bürokratie werden sie allerdings immer öfter davon abgehalten und demotiviert.“ Aus diesem Grund fordert die NKG, dass die Krankenhausmitarbeiter wieder mehr Freiraum für ihre eigentliche Arbeit brauchen, nämlich die ärztliche und pflegerische Versorgung der Patientinnen und Patienten. Engelke: „Dass dies möglich ist, hat die teilweise Entbürokratisierung der Regelungsflut der Krankenhäuser während der Pandemie bewiesen.“

Weitere Informationen:

  • Helge Engelke, Verbandsdirektor der NKG (0511 / 307 63 0)
  • Marten Bielefeld, stv. Geschäftsführer der NKG (0511 / 307 63 49)

Thielenplatz 3 - 30159 Hannover – www.nkgev.info

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