Krankenhäuser müssen Behandlung einschränken

02. Juli 2019

Krankenhäuser müssen Behandlung einschränken

Dringend benötigte Betten dürfen nicht belegt werden - Auftakt der Sommergespräche mit Sozial- und Gesundheitsministerin Dr. Carola Reimann

Hannover. Kliniken in Niedersachsen mussten in diesem Jahr mehrfach Betten in der Intensivversorgung sperren. Die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (NKG) und Niedersachsens Sozial- und Gesundheitsministerin Dr. Carola Reimann informierten im Rahmen eines Pressegesprächs über Hintergründe und mögliche Lösungen.

Eines der Kernprobleme sind neue Pflegepersonalvorgaben, die ab dem 1. Januar 2019 gelten. Erste Auswertungen ergeben, dass diese in Niedersachsen zwar zu fast 92 Prozent erfüllt werden, allerdings nur unter Einschränkung der Versorgung: So mussten 34 Prozent der niedersächsischen Krankenhäuser Betten auf Intensivstationen sperren. Dies ergab eine Umfrage der NKG im ersten Quartal des laufenden Jahres, an der 98 Krankenhäuser teilgenommen haben.

„Gesperrte Betten dürfen nicht zur Regel werden“, betont NKG-Verbandsdirektor Helge Engelke zum Auftakt der Sommergespräche der niedersächsischen Krankenhäuser.

„Die Krankenhäuser würden gern mehr Personal einsetzen. Dieses ist jedoch auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr zu bekommen. Immer mehr Stellen im Pflegedienst bleiben unbesetzt“, so Dr. Hans-Heinrich Aldag, Vorsitzender der NKG. Das Problem werde auch nicht durch die Zusagen der Politik gelöst, zusätzliches Personal auch zusätzlich zu finanzieren.

Aktuell zeigt sich, dass in Niedersachsen durchschnittlich pro Krankenhaus vier Stellen auf Intensivstationen und neun Stellen auf allgemeinen Stationen im Pflegedienst unbesetzt sind.

Die Krankenhäuser arbeiten aktiv daran, die Attraktivität des Berufes zu erhöhen. Jedoch gibt es Faktoren von außen, die diese negativ beeinflussen: „Viel Zeit für die Versorgung geht durch überbordende Bürokratie verloren“, sagt Dr. Hans-Heinrich Aldag.

Gesundheitsministerin Carola Reimann unterstreicht: „Der Pflegeberuf muss attraktiv sein. Wir müssen mehr junge Menschen für eine Pflege-Ausbildung begeistern und ältere, die in einen anderen Beruf gewechselt haben, zurückgewinnen. Dafür sind unterschiedliche Maßnahmen nötig. Neben einer angemessenen Vergütung und mehr Wertschätzung gehört eindeutig auch die Reduzierung der hohen Belastung der Pflegenden dazu.”

„Anstelle der restriktiven und unflexiblen Personalvorgaben brauchen wir einen Lösungsansatz für das ganze Krankenhaus“, so Engelke. Die NKG setze daher große Hoffnungen in ein übergreifendes Instrument zur Personalbemessung, das die Deutsche Krankenhausgesellschaft gemeinsam mit Verbänden der Pflege und Gewerkschaften erarbeite.

„Wir lösen das Problem aber nur, wenn es gelingt, mehr Auszubildende für die Pflegeberufe zu gewinnen“, erklärt Dr. Hans-Heinrich Aldag. Die vor einem Jahr gegründete Ausbildungsallianz Niedersachsen schaffe es erstmalig, alle Verbände derjenigen Einrichtungen zu vereinen, die Verantwortung für die Pflegeausbildung tragen. „Unser gemeinsames Ziel ist es, eine übergreifende, verlässliche und gemeinschaftliche Pflegeausbildung anzubieten, die kontinuierlich weiterentwickelt wird“, so Dr. Hans-Heinrich Aldag. Das Ziel der Allianz sei eine Attraktivitätssteigerung des Pflegeberufs sowie die Gewinnung von Auszubildenden, nicht nur für das Krankenhaus.

Das Land Niedersachsen hat die Schirmherrschaft für die Ausbildungsallianz übernommen. Dr. Carola Reimann ist überzeugt, dass der kooperative Gedanke der Allianz ein richtiger und wichter Schritt für eine Verbesserung in der Pflege darstellt: „Ich freue mich sehr, dass wir in Niedersachsen eine Ausbildungsallianz gegründet haben. Denn wir können nur etwas an der aktuellen Situation verbessern, wenn alle Akteurinnen und Akteure gemeinsam zusammenarbeiten. Alle aus ihrem Blickwinkel, aber alle in die gleiche Richtung: Für motivierte und gerne in der Pflege arbeitende Frauen und Männer und eine langfristig gute Versorgung von Patientinnen und Patienten.”

Die Sommergespräche werden in den nächsten Wochen von den Krankenhäusern vor Ort fortgeführt. Den politischen Ansprechpartnern werden dabei die individuellen Herausforderungen erläutert.

Weitere Informationen:

  • Dr. Hans-Heinrich Aldag, Vorsitzender der NKG (0511 / 307 63 0)
  • Helge Engelke, Verbandsdirektor der NKG (0511 / 307 63 0)
  • Marten Bielefeld, stv. Geschäftsführer der NKG (0511 / 307 63 49)

Thielenplatz 3 - 30159 Hannover – www.nkgev.info

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