Niedersachsens Krankenhäuser warnen vor dramatischer finanzieller Situation

05.Januar 2021

Niedersachsens Krankenhäuser warnen vor dramatischer finanzieller Situation

Mehr als die Hälfte der niedersächsischen Kliniken erwartet eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage durch Corona – wegen wegbrechender Erlöse ist ein belastbarer Rettungsschirm zwingend erforderlich

Hannover. Die ohnehin schon wirtschaftlich angespannte Situation vieler Krankenhäuser in Niedersachsen spitzt sich aufgrund hoher Belastungen infolge der Corona-Pandemie weiter zu. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG), dem jährlichen „NKG-Indikator“, unter 129 niedersächsischen Krankenhäusern hervor. Ursachen sind die erheblichen Mehrkosten und auch der deutliche Rückgang der stationären Patientenzahlen. 95,2 Prozent der befragten Kliniken gaben an, dass ihre stationäre Patientenzahl aufgrund der Pandemie um durchschnittlich 18,6 Prozent gesunken ist.

Den Umfrageergebnissen zufolge rechnen rund 54 Prozent der Krankenhäuser in Niedersachsen im Jahresverlauf 2021 mit einer weiteren Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage. Dieser Wert liegt rund 14 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt. Fast die Hälfte der von der NKG befragten Kliniken bilanziert bereits für das abgelaufene Jahr 2020 eine zusätzliche Verschlechterung ihrer Situation durch die Corona-Pandemie. Die Ergebnisse des ersten Halbjahres sowie die Prognosen für das Gesamtjahr 2020 und 2021 lassen nach Angaben der NKG darauf schließen, dass erneut mehr als zwei Drittel der Krankenhäuser in Niedersachsen langfristig in ihrer Existenz bedroht sind.

„Vor dem Hintergrund der andauernden Corona-Pandemie und den damit verbundenen großen Herausforderungen für das Gesundheitswesen ist die wirtschaftliche Situation vieler Krankenhäuser in Niedersachsen schlichtweg dramatisch“, fasst NKG-Verbandsdirektor Helge Engelke die vorliegenden Umfrageergebnisse zusammen. Es zeige sich damit deutlich, „dass die bisher von der Politik ergriffenen Maßnahmen nicht dazu geeignet sind, die wirtschaftlichen Probleme der Krankenhäuser zu lösen. Halbherzige Unterstützungszusagen sind kein Ersatz für einen belastbaren Rettungsschirm“, so Engelke.

„Es besteht dringender Handlungsbedarf seitens der Politik. Die Krankenhäuser in Niedersachsen sind in der Pandemie auf Unterstützung angewiesen. Nur so kann ihre Leistungsfähigkeit sichergestellt werden“, betont der NKG-Vorsitzende Dr. Hans-Heinrich Aldag den Ernst der Lage. Zur akuten Liquiditätssicherung bedürfe es einer schnellen Erneuerung des Rettungsschirms für die Krankenhäuser. Zudem seien für das Jahr 2021 weitere Maßnahmen zur Budgetabsicherung notwendig, „auf deren Grundlage die Krankenhäuser den wirtschaftlichen Betrieb aufrechterhalten können“.

Infolge der Corona-Pandemie sind die Krankenhäuser erheblichen wirtschaftlichen Belastungen ausgesetzt. Gründe hierfür sind zum Beispiel zusätzliche Anforderungen an die Versorgung und die damit verbundenen hohen Mehrkosten, Erlösrückgänge aufgrund deutlich zurückgegangener Behandlungszahlen und Erlösausfälle in anderen Versorgungsbereichen wie etwa Ambulanzen.

Die Pandemie hat zu einer deutlichen Verringerung der stationären Gesamtfallzahlen in den Krankenhäusern geführt. Ein Grund hierfür sind die seitens der Krankenhäuser auf Ersuchen der Politik freigehaltene Kapazitäten, um bei Bedarf die Versorgung einer großen Zahl von COVID-19-Patienten gewährleisten zu können. Hinzu kommen verschärfte Hygieneanforderungen sowie verschobene oder ausgefallene Behandlungen und Operationen, da im vergangenen Jahr Menschen aus Angst vor einer Infektion medizinische Eingriffe und somit einen Aufenthalt im Krankenhaus vermieden haben.

Auch für das Jahr 2021 erwarten 50,9 Prozent der Krankenhäuser einen Rückgang der stationären Fallzahlen. Somit brechen den Krankenhäusern voraussichtlich in weiterhin beträchtlichem Umfang Einnahmen weg. Das bestehende Abrechnungssystem ist dabei nicht in der Lage, die finanziellen Folgen der gegenwärtigen Krise für die Krankenhäuser auszugleichen. „Für den Ausgleich der wegbrechenden Einnahmen ist eine Nachbesserung und Verlängerung des Rettungsschirms für die Krankenhäuser unerlässlich“, betont Engelke.

Aus dem einmal jährlich veröffentlichten „NKG-Indikator“ geht zudem hervor, dass es den niedersächsischen Krankenhäusern trotz wirtschaftlich schwieriger Rahmenbedingungen und des bestehenden Fachkräftemangels unter großen Anstrengungen gelungen ist, in den vergangenen Jahren zusätzliches Personal zu gewinnen. So haben 75,8 Prozent der Krankenhäuser die Anzahl ihrer Vollkräfte in den zurückliegenden drei Jahren sowohl im ärztlichen Dienst als auch im Pflegedienst steigern können.

Der „NKG-Indikator“ umfasst neben Aussagen zur wirtschaftlichen Situation der Krankenhäuser weitere Ergebnisse zu den Themenfeldern Personal, Ausbildung, Arbeitsplatzattraktivität, Dokumentationsaufwand und Herausforderungen. Er ist online verfügbar unter: www.nkgev.info/Pressemitteilungen.html

Weitere Informationen:

- Helge Engelke, Verbandsdirektor der NKG (0511 / 307 63 0)
- Piet Schucht, Pressesprecher der NKG (0511 / 307 63 19)

Thielenplatz 3 - 30159 Hannover - www.nkgev.info

 

Diese Pressemitteilung und weitere Informationen können auch auf der Internetseite der NKG in Dateiform unter    www.nkgev.de heruntergeladen werden

 

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